Große Jubiläumsgala der Schautanzgruppe Kürnach
Viereinhalb Stunden Tanzsport auf höchstem Niveau mit einem abwechslungsreichen Programm, vielen Höhepunkten und einem „tragischen“ Finale – das erlebten die Besucher bei der Jubiläumsgala der Schautanzgruppe Kürnach (STG). Anlass zum Feiern war das 20-jährige Bestehen des Vereins, der heute über 120 aktive Mitglieder zählt.
Alle aktiven Formationen eröffneten mit „Barbie-Girl“ und einem 90er Medley einen bunten Abend. Bereits danach zeigte sich Jürgen Krümpel, der Vorsitzende der STG, beeindruckt: „Ich bin sprachlos, die Halle ist voll, es herrscht eine super Stimmung und wir haben eine tolle Kulisse.“ .Neben zahlreichen Ehrengästen aus der Politik kamen auch die Präsidentin des Deutschen Verbandes für Garde- und Schautanzsport (DVG), Cynthia Rosengarten, und der Vorstand des Garde- und Schautanzsportverbandes Bayern, Matthias Krödel, nach Kürnach. Von Bürgermeister Thomas Eberth bekam Krümpel zum Jubiläum einen Gutschein für einen Bustransfer zu auswärtigen Turnieren der STG überreicht. „Wenn ihr schlau seid, hebt ihr euch den für die Europameisterschaft auf“, scherzte Eberth.
Der Verein kann auf zahlreiche Erfolge zurückblicken. Zwei deutsche Meistertitel, vier DVG-Pokalgewinne, sechs fränkische und 22 bayerische Meistertitel sowie acht Gewinne des Bayernpokals zählen dazu. Hinzu kommen unzählige Plätze auf dem „Stockerl“ bei nationalen und internationalen Turnieren. Und auch die Tänzer der Gastvereine konnten bereits viele nationale und internationale Titel aufweisen.
Dann ging es richtig los. Zu Beginn zeigte die jüngste Formation der STG, die Traumtänzer, in niedlichen Elefantenkostümen, wie es sich anfühlt, ein Elefant zu sein. Es folgte der Auftritt des Glitzerballets der STG, bei dem zwei Piratenbanden um einen Schatz kämpften. Als sie feststellen, dass sie alleine nicht weiter kommen, verbünden sie sich, um den Schatz gemeinsam zu erobern. Danach animierten die Zappelmäuse der STG als Handwerker verkleidet das Publikum zum Mitsingen zu „Bob der Baumeister“. „Wir sind die Leute vom Handwerk, gehen dahin wo es schmerzt, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht – ohne uns geht nichts“, hieß es in einem weiteren Lied, zu dem getanzt wurde bis ein kleines Häuschen auf der Bühne errichtet war.
Abwechslungsreich ging es weiter mit den Black Paws Juniors aus Würzburg, die eine Cheerleadingeinlage mit tollen Hebungen zeigten, später testeten die Black Paws Bananas mit atemberaubenden Wurfmanövern die Deckenhöhe aus. Es folgten die STG Wirbelwindchen mit einem Schautanz Charakter. In einer Bibliothek tauchten sie in die Welt der Dinosaurier ein, entdeckten Amerika und den menschlichen Körper. Der JTSC Dettelbach zeigte ein Polkasolo und ein Gardetanzmarsch, der TSC Volkach zeigte neben einem Gardetanz-Duo eine Gardetanz-Polka mit Sprüngen, Spagaten und Akrobatik.
Dann zeigten die STG Tanzzwerge liebevoll einen Schautanz Charakter. Er handelt von einem Mann, der seine Tochter verliert. Er, der zuvor noch alles auf die drei, in seinen Augen, wichtigsten Dinge im Leben setzt, nämlich Liebe, Zeit und Tod – verflucht diese nun. Er schreibt Briefe in denen er seine Wut zum Ausdruck bringt, trennt sich von seiner Frau, und möchte nicht mehr am Leben teilnehmen. Ihm erscheinen der Tod, die Zeit und die Liebe in Person und nach langer Zeit erkennt er, dass nur die Liebe zählt.
Hiphop, Poledance und Showtänze, und auch verschiedene Soli sorgten für weitere Abwechslung.
Zu Gast waren zwei Tanzmariechen vom TV 73 Würzburg und Solisten aus dem Leistungsstützpunkt Altlußheim. Aus den eigenen Reihen der STG präsentierten drei Solistinnen ihr Können. Tamina Zimmermann tanzte zum Thema Klimawandel, Annika Schmitt befasste sich mit der Frage, was die Zeit ist und ob diese greifbar ist, und Lisa Herrmann zeigte ein eindrucksvolles Freestyle-Solo zu „Million Reasons“ von Lady Gaga. Große Gefühle zeigte auch ein Duo aus Landshut. Ihr Tanz erzählte die Geschichte zweier Schwestern. Eine hat das Down Syndrom, die andere nimmt sie an wie sie ist und kümmert sich um sie.
Laut wurde es, als die ID Dance Crew von Tanz An aus Schwebheim zu Hiphop ihren Feminist-Tanz aufführte, der Frauen dazu ermutigen soll, ihre Ziele zu verfolgen. Dann hatten alle aktiven und einige ehemalige Aktive der STG, die jetzt den Nachwuchs trainieren, ihren großen Auftritt. In einem Schnelldurchlauf wurden in Originalkostümen die besten Tänze aus den vergangenen 20 Jahren aufgeführt – dabei stellten die Tänzer auch ihre Umziehkünste unter Besweis. Im Hintergrund liefen dazu Bilder aus den vergangenen 20 Jahren über die Leinwand, in denen 110 Tänze entstanden sind, „tonnenweise Kostüme und Kulissen gebastelt und Tausende CDs gebrannt wurden.
Der folgende Pole Dance wurde von Carolin Schmitt vom Studio Pole Heaven aus Würzburg mit eindrucksvollen Bewegungen an der Stange aufgeführt. Bei ihren Drehungen und Figuren schien es so, als hätte sie mit bloßer Körperkraft die Schwerkraft außer Kraft gesetzt. Wahre sportliche Höchstleistungen, das gilt für den gesamten Abend, wie der Pressewart der STG, Michael Mehler, betont. Was die Tänzer/-innen des DVG und somit auch der STG leisten, sei nicht, wie oft vermutet, mit Faschingstänzen zu vergleichen. Mehler und seine Vorstandskollegen kämpfen seit Jahren dafür, dass Turnier-Schautanz in der gezeigten Form auf lokaler und regionaler Ebene endlich die längst fällige Anerkennung als Leistungs-Sportart erhält.
Weiter ging es auf der Bühne mit einem temporeichen Showtanz, den die erst 2018 gegründeten Steinheimer vortrugen. Anschließend führen die vor 90 Jahren gegründeten Unterspiesheimer unter dem Motto Evolution of Dance musikalisch und mit ihren Kostümen durch die verschiedenen Jahrzehnte seit ihrer Gründung.
Endlich folgte die von Moderator André Kessler lange angekündigte Reunion der Backstreetboys. Fünf Jungs um Vorstand Krümpel, sowie Ralf Falger, Martin Falger, Christof Schrauth und Norbert Schrauth, die vor 20 Jahren die ersten Tänze der STG aufführten, tanzten die originalen Choreos der erfolgreichen Boygroup und heizten die Stimmung im Saal so auf, dass sie nicht ohne eine Zugabe die Bühne verlassen durften.
Es folgte ein weiteres Highlight. Mit schnellen Bewegungen nahmen die Profitänzer der Tuxedos Crew das Publikum mit auf eine Reise zurück in die 80er. Die Jungs kombinierten alte Musikklassiker mit modernen Hiphop Tänzen.
Nachdem die Altlußheimer einen stimmungsvollen Schautanz im Freestyle aufführten, folgte das große Gänsehautfinale der STG Chiquitas. Ihr Schautanz handelte von einem begnadeten Maler. Doch sein Leben wird nicht nur von den positiven Seiten getragen. Er hört Stimmen aus seinem Inneren und droht dazu den Verstand zu verlieren. Immer wieder lässt er sich von seinem Wahnsinn zu verschiedenen Drogen verleiten. Die Musik und das Farbspiel kündigen bereits tragisches an – und doch fiebert der Zuschauer bis zum Ende mit dem Maler mit. Vergeblich.
Mit tosendem Applaus verabschiedeten die Zuschauer alle aktiven, die sich zum Abschluss gemeinsam auf der Bühne versammelt haben. Es war ein rundum gelungener Abend, der vielen noch lange in Erinnerung bleiben wird und der ein oder andere Zuschauer freut sich mit Sicherheit jetzt schon auf das 25-jährige Jubiläum. Wer nicht so lange warten möchte, der darf sich auch im kommenden Jahr auf großartigen Sport freuen: Am 11.01.2020 findet die Saisonpremiere in der Höllberghalle statt und am 07.03.2020 richtet die STG, ebenfalls in der Höllberghalle, wieder ein internationales Tanzsportturnier aus.
Text: Aurelian Völker